Panama Papers + Privatagent Mauss

Seit einigen Tagen wabern unglaubliche Gerüchte rund um das Hunsrücker Dörfchen Altstrimmig. Es geht um Mauss, Privatagent Werner Mauss.

Aufgeschreckt durch die Veröffentlichung der „Panama Papers“ und Berichte in der Süddeutschen Zeitung,  hat Mauss wieder seine Anwälte von der Kette gelassen.
Dem Hunsrücker Rentner Werner W., engagierter Umweltschützer im BUND in den 80er Jahren, fällt vor Schreck sein Vollkornbrot aus dem Mund. 1988 hatte er wegen aus seiner Sicht illegalen Bautätigkeiten von Mauss in Altstrimmig Fragen an die zuständigen Behörden geschickt.

  • Warum sind diese Fragen nach 28 Jahren für Herrn Mauss so unbequem?
  • Warum sollen zehn Stellen in einem Heft des HUNSRÜCK-FORUMS von 1991(!)  25 Jahre später gelöscht werden?
  • Welche Verbindungen sollen verschleiert werden?

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Zeitleiste der Fälle und Affären

1969 Unter dem Decknamen Richard Nelson erwirbt Geheimagent Werner Mauss ein Anwesen in Altstrimmig im Hunsrück.

1969  Das LKA Hessen in Wiesbaden untersagte seinen Beamten dienstlichen wie privaten Kontakt zu Mauss. Er bekam Hausverbot. Aber nebenan, beim  Bundeskriminalamt war er wohlgelitten. „Der sprang da rum“, erinnert sich der ehemalige Amtschef Horst Herold an die Anfänge, „meldete Verbrechen, ging beim BKA und bei Landeskriminalämtern ein und aus, und keiner war richtig zuständig für ihn.“ Werner Mauss arbeitete erstmals im Auftrag der damals neu eingerichteten Ermittlungsgruppe des BKA. [1]

1971 Ein Privatflugzeug von Mauss muss wegen eines Defekts in der Benzinleitung notlanden. Die Benzinleitung sei, so Sicherheitsbedienstete des US-Flugplatzes Hahn im Hunsrück, manipuliert gewesen.

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Altstrimmig, modernes Gebäude an großen Steinen 1988  (Foto: James)

1976: Mauss spürt den Kölner Domschatz in Belgrad auf.

1976: RAF Terroritenfahndung mit „Geheimwaffe“ Mauss: In Athen werden auf Initiative von Mauss Kioske observiert, die die „Süddeutsche“ verkaufen.  Kurz nachdem RAF-Terrorist Rolf Pohle wie gewohnt das Blatt kauft, wird er verhaftet.

1979:  Mit einer Cessna verunglückte der Altstrimmiger Möbelfabrikanten Franz Theisen am 11. Mai 1979 bei Nürnberg tödlich. Seine Witwe Marlis Theisen vermutet aufgrund mysteriöser Anrufe aus der Schweiz, dass es sich um einen Anschlag gehandelt habe, der eigentlich Mauss galt; die Theisen-Maschine stand zumeist auf dem Flugplatz in Altstrimmig, auf dem auch Mauss häufig startete und landete. Im selben Jahr habe Mauss in seiner Flugzeughalle zu Altstrimmig Einschusslöcher festgestellt. [6]

1983: Im Zuge des Gerichtsverfahrens gegen den Juwelier René Düe gelangte das erste Foto von Werner Mauss an die Presse.

1984:  Ein Untersuchungsausschuss des Niedersächsischen Landtags versuchte zu klären, ob und inwiefern Mauss wann, von wem und wozu mit Legenden ausgestattet worden ist, ob er unter Decknamen ausschließlich Landesinteressen oder auch privatwirtschaftlichen gedient, ob er als Agent provocateur gearbeitet und gemeinsam mit Beamten Rechtsverletzungen begangen hat.

1985: Mauss wird verstärkt in Südamerika tätig, vor allem in Kolumbien. Hier war er – zunächst im Auftrag der Mannesmann AG – eingesetzt, um den Bau einer Pipeline gegen den Widerstand der Guerillagruppe ELN durchzusetzen und vier entführte Manager der Firma zu befreien.

1985:  SPIEGEL Titelgeschichte „Der Detektiv und die „Dreckskerle“ Die dunklen Geschäfte des V-Mannes Werner Mauss“   [1]

1987: Ein Untersuchungsausschuss in Hannover lädt Mauss wegen Bomben-Lochs im Gefängnis von Celle vor. Er erscheint nicht.

1987: Ministerpräsident Uwe Barschel stirbt in Genf, gleichzeitig hält sich Mauss dort auf.  Mauss, der im Nebenhotel des „Beau-Rivage“ wohnte, sagte aus, dass sein Genf-Aufenthalt ausschließlich seiner Vermittlerfunktion bei einer Geiselbefreiungsaktion diente.

1988:  Nolilane N.V. beauftragen Rechtsanwälte Hansen/Huthwelker aus Simmern gegen Reinhard Sczech wegen befürchteter Berichtserstattung im Hunsrück-Forum vorzugehen. „…erwarten Herausgabe des Bildmaterials.“ (Nolilane N.V. von der Karibikinsel Curaçao taucht 2016 wieder in den Panama Papieren auf).

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1988:   Hunsrück Forum Bericht „Mauss-Loch in Altstrimmig.  Eine Agentenstory aus dem Hunsrück“ von Wolfgang Bartels.

1991:   Hunsrück Forum Bericht   „Geheimagent baut ‘Mauss’-Höhle im Hunsrück“ von Reinhard Sczech

1996:  Mauss und Ehefrau wurden von der kolumbianischen Polizei in Medellín verhaftet, als sie mit einer zuvor von örtlichen Kriminellen entführten und von der Guerillabewegung ELN zur Freilassung verhandelten deutschen Geisel das Land verlassen wollten. Sie blieben neun Monate in Untersuchungshaft, da man ihnen vorwarf, in Lösegeldzahlungenverwickelt zu sein.

1997:  DER SPIEGEL zu Barschel Untersuchungen: „…Doch Mauss hatte auch in Genf geheime Helfer, von denen die Deutschen nichts wussten. Der Polizeioffizier Louis Demartin von der Genfer Kripo gehörte dazu. Der wurde später sogar disziplinarisch bestraft, weil er Mauss pflichtwidrig zugearbeitet hatte. Reiner Zufall natürlich, dass ausgerechnet Demartin die Todesermittlungen im Fall Barschel leiten würde. … Der Genfer Generalstaatsanwalt Bernard Bertossa ….: „Ich meine, daß die Anwesenheit von Herrn Mauss nicht von vornherein als bloßer Zufall betrachtet werden kann.“ [4]

1998:  Ermittlungsverfahren gegen Mauss in Kolumbien wird eingestellt.

2000: Mauss arbeitet wohl  nicht mehr im staatlichen Auftrag.

2007: DIE WELT „Werner Mauss und das Steuergeheimnis.  Der Agent ist geheimnisumwittert, möglicherweise auch gefährdet. Angeblich wurde er bereits von einem Journalisten mit brisanten Indiskretionen erpresst. Nun wollte er eine Steuerprüfung umgehen, um seine Geheimnisse zu schützen. Er bat CDU-Fraktionsvize Bosbach um Hilfe …  “Wenn ich sehe, dass über Jahre hinweg streng vertrauliches Material aus verschiedenen Sicherheitsbehörden durchgestochen wurde, an wen auch immer, dann kann ich nicht zur Tagesordnung übergehen. Das Material ist wirklich brisant“, sagte Bosbach. Deshalb habe er gleich Generalbundesanwältin Monika Harms angerufen und alles abholen lassen. Die zuständige Staatsanwaltschaft München wertet die Dokumente nun aus. [5]

2008  Eine Anwaltskanzlei in Eisenach beginnt im Auftrag von Nolilane N.V. alias Nelson alias Mauss mit Parteispenden an die CDU in Rheinland-Pfalz.  2008 bis 2015 insgesamt 82.000 Euro, davon 63.500 Euro an die CDU Cochem-Zell. Die Anwaltskanzlei in Eisenach ist Partner von Hansen Huthwelker in Simmern, die schon im Auftrag vonNolilane N.V. 1988 gegen Berichterstattung im Hunsrück-Forum vorgegangen sind.

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2010: DIE WELT schreibt zu Barschel und Mauss: „Tatsache allerdings ist, dass der ehemalige deutsche Top-Agent Werner Mauss, der undercover für die Bundesregierung bei Geiselnahmen verhandelte, zum Zeitpunkt von Barschels Tod in Genf war. Mauss, der im Nebenhotel des „Beau-Rivage“ wohnte, sagte aus, dass sein Genf-Aufenthalt ausschließlich seiner Vermittlerfunktion bei einer Geiselbefreiungsaktion diente. Spannend ist in diesem Zusammenhang die Geschichte des Schweizer Privatdetektivs Jean-Jacques Griessen, der laut Lübecker Akte 1987 für Werner Mauss arbeitete. “  Laut einer Zeugenaussage telefonierte er am Vormittag nach Barschels Tod mit Mauss. Der Agent forderte ihn auf, sich bereit zu halten, „da etwas passiert sei“. Griessen soll angegeben haben, dass er im Auftrag von Mauss Zimmer im „Beau-Rivage“ mit Wanzen und Kameras präpariert habe. Die Lübecker Ermittler hätten den Detektiv gerne danach gefragt – aber das war nicht möglich. Im Gesamtbericht heißt es: „Griessen konnte nicht mehr befragt werden, da er am 09.11.1992 in Zürich während eines Aufenthaltes bei einer Prostituierten an einem Herzversagen gestorben ist.“ Griessen hatte sich am selben Tag mit einem BKA-Mann und einem Mossad-Agenten treffen wollen. [3]

2012: Deutsche Behörden kaufen Kundendaten der Schweizer Bank UBS auf. Darin taucht Claus Möllner alias Werner Mauss als Begünstigter zweier Stiftungen auf, Vermögen 2008:  37 Millionen Euro.

2012, 18. Dezember: Steuerfahndung Hausdurchsuchung bei „Claus Möllner“ alias Werner Mauss in Altstrimmig. Der Meister ist „außerhäusig“,  wird am 21. Dezember 2012 festgenommen und gegen eine Sicherheit in Höhe von einer Million Euro freigelassen.

2014:  Reisepass auf seine Tarnidentität „Claus Möllner“ wird 2014 offiziell verlängert.

2016: Mauss soll nach den im April 2016 veröffentlichten Panama Papers mit Briefkastenfirmen in Südamerika in Zusammenhang stehen. Als Tarnname wird „Klaus Möllner“ und auch „Claus Möllner“ und „Werner Möller“ genannt. Ebenso wurden die Namen „Richard Nelson“, „Alexander Nelson“, „Horst Faber“, „Dr. Lampe“, „Jacques“, „Marlowe“, „Otto John“ und „Herbert Rick“ genannt. Die Namen der Briefkastenfirmen sind „Nolilane“, „Transacta Valores“, „Boreal Management“, „Baird Ressources“, „Capriccio Management“, „Bradler International“, „Corporación de Inversiones Cascabel“, „Goldborn Overseas“, „Goodwin Holdings Corp“, „Nerball Enterprises“, „Zabo S.A.“ und „Anysberg International“.

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2016:  Mauss Anwälte in München fordern vom HUNSRÜCK-FORUM e.V. eine ultimative Unterlassungserklärung  für 10 Stellen im Heft Nr. 45/1991 „Geheimagent baut ‘Mauss‘-Höhle im Hunsrück“.
2016: Süddeutsche Zeitung Bericht: Mauss Spenden an CDU Rheinland-Pfalz

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http://www.swr.de/landesschau-aktuell/rp/wirbel-um-ex-geheimagenten-mauss-hinterzogenes-geld-an-die-cdu-gespendet/

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mehr:

1 von 5:    Panama Papers + Privatagent Mauss

 2 von 5:    Mauss-Höhle, Hunsrück-Forum 1991 (noch) unzensiert
                          (mit weiteren Mitmachaktionen) 

3 von 5:    Mauss-Loch in Altstrimmig, Hunsrück-Forum 1988

4 von 5:   Hintergrundinformationen

5 von 5:   CDU in der Mauss-Falle

Quellen

[1] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13515468.html

[2] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8843014.html

[3] http://www.welt.de/politik/deutschland/article11104929/Uwe-Barschel-der-Tote-in-Zimmer-317.html

[4] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8805609.html

[5] http://www.welt.de/nrw/article860200/Werner-Mauss-und-das-Steuergeheimnis.html

[6] Stefan Aust: Mauss, ein deutscher Agent. Goldmann-Verlag, 1999, ISBN 3-455-08641-1.

Der Topagent – das geheime Leben des Werner Mauss (dbate.de) from ECO Media TV-Produktion GmbH on Vimeo.

 Telefonkonferenz

James: „Werner, hast du schon gehört, der Mauss….“

Werner: „Waas? Deer Mauss?“

James: „Ja, hast du noch die Anfrage von 1988?“

Werner: „Äh, ich glaube ja, habe alles im Keller ordentlich aufgehoben.“

James: „Na Gott sei Dank, soll alles illegal sein“.

Werner: „Was, die Bauarbeiten?“

James: „Nein, die Veröffentlichung deiner Anfrage.“

Werner: „Aber das war vor 28 Jahren.“

Jacqueline-Antoinette: „Ich habe in der Zwischenzeit Jura studiert.“

Werner: „Ja aber…“

Jacqueline-Antoinette: „Mauss hat diesmal bessere Anwälte engagiert.“

James: „Hm, du meinst besser als die Hunsrücker Amateure aus Simmern damals?“

Jacqueline-Antoinette: „Ja sicher, diesmal das ganz großes Besteck aus München.“

James: “… und was macht Axel?”

Jacqueline-Antoinette: „Tja, die Waffen strecken! Nach sooo langer Zeit, eine sooo kleine Zeitschrift, sooo viel schwärzen, aber Mauss kann sooooooooo viel Ärger machen!”

Werner: „Halleluja, aber warum nach 28 Jahren?“

Jacqueline-Antoinette: „Die Panama Papiere!“

Werner: „Verstehe nicht…“

James: „Wir auch nicht, aber wir werten aus.“

Werner: „Was?“

Jacqueline-Antoinette: „Big Data.“

James.: „Nennen wir es mal Crowdrechérching.”

Werner: “Meine Schreibmaschine ist kaputt.”

James: “Wir sollten mal wieder wandern,  wie 1988. Dieses mal nehmen wir aber Elisabeth mit.”

Werner: “Ich bin dabei!”

Jacqueline-Antoinette: „Macht auch schöne Fotos, bin gespannt wie die Mauss-Residenz nach so langer Zeit aussieht.“

+++ streng geheim +++

Akte Wippermann, Staatsanwalt Wippermann, 1985